Ich hatte in Kunmadaras/Ungarn im Rahmen der UEM EM Läufe die Gelegenheit des Nachts mit Mats Ericsson zu sprechen.  Was als Befragung über die Änderungen am Green Gobblin Pro Mod und die Pläne und Ziele für 2010 beginnt endet in einer sehr persönlichen und fast schon philosophischen Konversation.

 

Mats Finals 2009

Mats Eriksson ist der Erste, ...

der auf europäischem Boden mit einem Pro Mod einen 5 Sekunden Lauf vollbracht hat. Das geschah während der European Finals in Santa Pod im letzten September. Auch sicherte er sich den extrem hart umkämpften FIA Pro Modified EM Titel. Der sympathische Mann aus Borlänge in der nähe von Stokholm ist in ein Familienbuisnes eingebunden, welches es braucht, geschäftlich und auf der Rennstrecke erfolgreich unterwegs zu sein. Seine Frau Lena scheint mir seine größte Supporterin zu sein, auch ihre Kinder Lars Göran (LG) und Ludvig (selbst JD Pilot), sowie ihre Tochter sind immer mit an Board wenn es zu den Rennstrecken der Welt geht.  Ausschweifende Partys findet man in ihren Boxen eher nicht, gesellige Treffen schon eher. Man ist freundlich, interessiert und zu 100% dem Dragracing verschrieben.

The Green Gobblin

An dieser Stelle könnte der Artikel jetzt in verschiedene Richtungen gehen, da es aber am schnellen Green Gobblin keine gravierenden Änderungen für 2010 gibt, werde ich diesen Teil kurz halten und auf anderes eingehen. An dem wunderschön lackierten Dragster wird das Gewicht reduziert. Eine neue, leichtere Karosserie wird aus Glasfaser und Carbon gefertigt. Auch ein neues Flexplate wandert in den Motorraum, davon verspricht man sich auch etwas Gewichtsreduzierung und vor allem einen besseren Sitz des Blowers auf dem Motor. Mats meint das es schwierig sein wird die leistungen von 2010 zu wiederholen und das mindestens 10 Dragster in der lage sind in die 6.0 Sek. und sogar in die 5 Sek. Zu fahren.  Es wird verdammt schwer erneut den Titel zu holen. Will man bei der Musik dabei sein, so muss man sein Material im Griff haben und auch das Quäntchen Glück, das alles in den entscheidenden Rennläufen 100% funktioniert. Das ME Racing Team will auch 2010 alle FIA Läufe bestreiten und nach der EM Krone greifen.

 

Im Verlauf des GesLine up bei den Nitrolympxpräches kam man dann auf diverse Detaills des Green Gobblin zu sprechen, welche die Philosophie und Herangehensweise von Mats an die ganze Sache verdeutlichen. Das Chassis ist zu 100% made in Schweden. Sein Sohn Lars Göran zeichnet sich dafür Hauptverantwortlich. Mats selbst kümmert sich mehr um das zweite buisness, welches, mit dem das Geld verdient wird, einer „Sheet Metal Company“, die Stanzteile aus Blechen herstellen. Das Chassis ist wie eine zweite Haut, oder besser gesagt wie ein anatomisch korektes Skelett unter die Karosse des Ford Crown Viktoria eingepasst. An den Türen, den Fenstern und so weiter wurde sehr genau darauf geachtet, das man die Rohre des Käfigs so anlegt und verbaut, dass sie von ausßen nicht gesehen werden. Das ist kein Dragster von der Stange wie es in den Staaten oft üblich ist. Dort baut man nach Mats Aussage oft ein Standartchassis, meist etwas kleiner, damit man diverse verschiedene Bodys drüber ziehen kann. Ihm gefällt dies nicht so, er ist da in meinen Augen eher ein Künstler, der ein Kunstwerk erschafft. Ein Kunstwerk um damit so schnell wie möglich die 402 Meter zu absolvieren. Zum Beispiel bekamen die Vertikalen Rohre hinter den Türen eine ganz leichte Biegung, damit sie sich an die Form des Bodys anschmiegen, oder die X Strebe im Rückfenster ist aus 2 gebogenen U Rohren geschweißt worden, sieht schöner aus als ein gerades X und ist seiner Aussage nach noch stabiler, da es eine größere Schweißnath hat als die konventionellen Lösungen in diesem Bereich. Alles Lösungen die zum Einen mehr Zeit benötigen um sie herzustellen, zum Anderen nicht sofort ins Auge springen, ist man doch erst einmal vom Lack und dem Blower des Pro Mods gefesselt. Aber Mats machen diese kleinen Dinge glücklich, das ist der Punkt an dem das Handwerk Chassisbau in ein Kunsthandwerk übergeht. „Form Follows Funktion“ ist ein Schlagwort aus dem Designerchargon, hier wird die Form aber zusätzlich noch auf ästetische merkmale hin gefertigt, so das Mats daraus einen persönlichen Lustgewinn hat. Er verglich es etwas so, das jeder Musiker der Songs schreibt auch all sein Herzblut in das packt, was er schreibt. Zu aller erst muss er selbst von seinem Werk (nicht Produkt) überzeugt und damit zufrieden sein, dann erst wird er damit auf die Bühne gehen, nicht anders ist es bei ihm und den Dragstern die er mit seinem Sohn entwirft und baut.

Start frei...

ME Racing Sevices wird dabei vor allem von LG geführt. Ein FIA zertifizierter Betrieb, der für Rundstrecke, Ralley und Dragracing Chassis, Käfige und komplette Autos baut. Mats findet es lustig, dass er eigentlich keine Kundschaft aus dem Pro Mod Bereich hat, so wie z.B. Andy Robinson aus England, der auch einen 6.0 Sek. Pro Mod gebaut hat und erfolgreich in der EM bewegt. Er hat einige Kunden aus der eigenen Klasse. ME Racing Services ist da eher im Bereich der Top Fueller aktiv. Zum Beispiel ist Micke Kagerads Dragster von ihm, auch der von Anita Mekälä/Happanen. Ebenfalls lässt Monika Öberg, eine „Grand Dame“ der europäischen Top Fuel Szene, gerade einen neuen Dragster fertigen. Der Anderssen Motorsport/Lucas Oil Dragster, mit dem Andy Carter die letzten Jahre so erfolgreich unterwegs ist, stammt auch zum sehr großen Teil von ihm. Nur die Fahrgastzelle ist aus den Staaten, Front- und Backhalf sind aus Schweden. Eine kleine Anekdote die mir zu dem Dragster gerade einfällt: Nitros 2009, Freitag oder Samstag Nacht beim Pitwalk, das Anderssen Brüderpaar fährt mit dem Golfwagen bei Erikssons vor. Sie haben den Tank des Fuellers in der Hand. „Mats, you must help us. We haved to weld this, we have no spare“. Mats hatte selbst gerade alle Hände voll mit seinem eigenen Dragster zu tun, der weitestgehend zerlegt unter dem Vordach seines Traillers stand, schaute sich den Tank an und sagte nur soviel wie, „das bekommen wir schon hin“. Die Anderssens hatten das Problem, dass sich der  Tank nicht zuschweißen lies, die Naht wurde von der heißen Schweißflamme immer wieder „aufgetrennt“ und das Loch verschwand nicht. Das Ende vom Lied war, das Mats mit dem Schweißgerät abhilfe schaffen konnte, Carter das Rennen gewann und somit fast schon als EM feststand. Er musste (und hat) in Pod bei den Finals nur noch einen Qualilauf bestreiten um sich die EM Krone zu sichern.

Sein Geld verdient er aber mit eben besagter „Sheet Metal“ Firma, aber auch dort vertritt er die Philosophie, dass man es richig machen muss, will man Erfolg haben. Ein Kunde merkt mit welchem Einsatz seine Aufträge bearbeitet werden, bei Mats ist die Arbeit erst fertig, wenn der Kunde zufrieden ist. Nur zufriedene Kunden kommen wieder, dass ist die eine Seite, die andere ist, das er den Anspruch an sich selbst hat es gut zu machen, wenn er etwas anpackt. Mit dem Geld welches da nebenbei noch verdient wird kann er sich seinen Traum verwirklichen, nämlich Pro Mod fahren. Er erzählt von seinen Anfängen im Motorsport, als er nicht wusste wo das Geld für das nächste Rennen her kommen sollte, es doch irgendwie immer ging und die Zufriedenheit die daraus resultiert. Nicht das Geld ist ihm wichtig, sondern das er die Möglichkeit hat damit seine Träume zu verwirklichen. Nicht das Streben nach immer mehr Materiellem und immer größeren Dingen ist seine Antriebskraft, „sondern das Sammeln von Erinnerungen. Die sind es die bleiben wenn man in die Kiste steigt“. Er arbeitet mindestens 12 Stunden am Tag und der komplette Urlaub geht für die Rennerei drauf, aber genau das ist es was ihn glücklich macht, er lebt seinen Traum und seine Familie mit ihm.

Zu seiner Lieblingsstrecke befragt meint er das es Hockenheim ist. Eine schnelle und topfebene Strecke. Die Anlage des Motodroms hat darüber hinaus noch ihren ganz speziellen Charme. Auserdem erzählt er mit einem verschmitzen Lächeln, kann er zu Hause angeben Rennen auf einer F1 Strecke zu fahren.

T Shirt Front

Zum Abschluss dieses Berichtes noch ein kleiner Hinweis auf das diesjährige T Shirt des Teams. Die Front zeigt in schönem Design den Green Gobblin, arrangiert mit Flammen und der 5.98 Sek. Bestzeit des Dragsters. Die Rückseite ziert der simple Spruch (der auch etwas in Richtung der Top Doorspammer frozelt, die leichter sind und z.T durch andere, in Pro Mod nicht erlaubte Blower und deren Übersetzungen aber als Bracket Klasse nicht unter 6.00 Sek. fahren dürfen, und von Steffan Boman inspiriert wurde…Lufthol):

T Shirt Back

Unter dem Strich hat mich das Gespräch noch mehr zum Fan dieses Teams werden lassen, warum? Darum! Attitude counts

Markus Münch

 

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