Die Chronologie eines Siegers, oder wie man die European Finals gewinnt:

Vieze Europameister Black 7 Nitro Racing

Die European Finals in Pod sind schon eine weile her, die Europameister und Platzierten sind gefunden, auch in der Klasse Super Twin Top Fuel. In dieser Klasse haben wir als Deutsche zwei Eisen im Feuer. Den im Moment eher sporadisch antretenden Acka Riemer aus Berlin und die Jungs vom Black Seven Nitro Racing Team mit Fahrer Christian Jäger. Die Truppe hat 2011 den Sprung vom Funnybike in die STTF Klasse gewagt. In der Rookie Saison machten sie schon mit TQ Plätzen auf sich aufmerksam, 2012 dann stehen zwei Rennsiege (von 5 bestrittenen Läufen) und der Vize Titel auf der Uhr. Mit einem DNQ in Tierp (nicht für das Rennen Qualifiziert) hat man sich evtl. um die Punkte gebracht, die zum Titelgewinn wichtig gewesen wären. Ich denke aber das Team ist darüber nur leicht verstimmt, ist der Ausgang der Saison doch mehr als erfreulich, bedenkt man in welchem Haifischbecken sich jedes Team in dieser Klasse tummelt. Hören wir was Christian Jäger zum Verlauf des Letzten Rennens zu erzählen hat:........

Christian im Interview mit Daryl Bradford

„Anreise: Das Wetter ist spitzenmäßig, wie schon zuvor in der Wettervorhersage angekündigt. Die Anreise findet wie immer mit dem LKW per Fähre und dem Rest der Truppe mit dem Flieger statt. Donnerstagmittag dann Aufbau, Papierabnahme und Technische Abnahme des Bikes.

Erster Tag: Am Freitag ist es nun so weit, der Tag der Wahrheit. Das Set up ist so wie im letzten Lauf von Schweden geblieben. Da haben wir zuletzt harten Wheelspin gehabt. Dies ist dann auch prompt in unserem ersten Qualilauf in Pod so. Der findet auf der rechten Bahn statt, die im Auslauf sehr holprig ist. Ab 150 Meter erst Tyreshake und dann „up in Smoke“, dabei bin ich kurz vom Gas und habe direkt in den zweiten Gang geschaltet. Da sind dann eben nur 7,468 Sekunden drin, mehr geht da nicht. Nun wissen wir Bescheid wo wir stehen. Ich habe ja schon damit gerechnet, dass das passiert und habe mir natürlich dafür einen Plan zu Recht gelegt. Also, Plan ausführen, Setup ändern und weiter geht es. Zweiter Qualilauf, der Start ist gut, 60 Fuß sind mit 1,1329 Sekunden O.K., aber dann nach ca. 200 Meter ein heftiges Schlingern, kurz vom Gas, wieder drauf und mit 7,349 Sekunden durchs Ziel. Mehr geht an diesem ersten Qualitag nicht. Nach diesem Tag sind wir auf Platz 7, jetzt heißt es erstmal Daten auswerten und sich einen Überblick verschaffen. Danach erst einmal eine Nacht drüber schlafen.

Burnout

Am nächsten Morgen mit neuem Plan und Ideen ans Setup heran gehen. Man muss kurz dazu sagen, dass ich seit diesem Jahr meine Setups komplett selbst produziere. Unser ex Crew Chef hat das Team ja im Winter verlassen. Ich muss hier nun mal zu Protokoll geben, dass so ein Nitro Setup nicht soeben zusammengewürfelt ist. Nitro hat seine eigenen Gesetzt, so wie das restliche Bike auch. Das ist eine ganz schöne Arbeit, sich mit der ganzen Theorie der Nitro Materie auseinander zu setzen. Das ist eine komplett andere Nummer wie unser altes Funnybike.

Zweiter Tag. Der dritte Qualilauf auf der linken Bahn, die ist etwas ruhiger im Auslauf. Die hat aber auch kurz vor dem Ziel einen gewaltigen Hügel, wenn man denn erwischt kann es einen locker aus dem Sitz katapultieren. Ich habe mit dem Lauf aber Glück, dass lange Nachdenken hat sich gelohnt. Am Ende der vierhundert Meter stehen 6,845 Sekunden auf dem Scoreboard. Endlich wieder die sechs vor dem Komma stehen zu haben war eine echte Erleichterung. Somit haben wir uns direkt auf Platz 5 vorgeschoben. Der vierte Lauf wird von einem Zwischenfall in der Fire up Area überschattet.

Start des Finallaufs

Chris Hannam startete sein Bike direkt vor mir auf der linken Bahn. Wir stehen dahinter und bekommen alles live mit. Er rollt zum Burnout, das Bike hörte sich nicht gut an, als er zum Burnout ansetzen will explodiert seine Kupplung. Die Teile prallten vom Boden ab und werden 25 Meter weit gestreut. Ich kann mich gerade noch mit dem Rücken wegdrehen, leider wird einer der Fotografen getroffen. Er wird direkt mit der Ambulanz abgeholt. Danach dauert es erst einmal eine halbe Stunde bis Öl und Splitter entfernt sind. Aber Gott sei Dank hat der Fotograf nur eine Schnittwunde am Kopf, nichts schlimmes. Glück gehabt sag ich da mal. Da sieht man es wieder, nicht nur die Fahrer und Mechaniker leben gefährlich sondern auch die Presse (sag ich schon immer- der Editor). Mein 4. Qualilauf ist nicht schneller als eine 6.991 mit Tyreshake bei ca. 100 Metern. Was ich noch zum Wetter sagen will, es ist das erste Mal in Santa Pod, dass ich bei jedem Lauf ein neues Shirt gebraucht habe, weil ich mich permanent in meinem Kombi kaputt geschwitzt habe. So was kenne ich nur aus Hockenheim oder ab und zu aus Schweden. Nachts ist es frisch, aber ab 8.00 Uhr steigen die Temperaturen bis auf Spitzenwerte von 28° - 30° C.

Dritter Tag: Sonntag, Eleminations:

Das 1/4 Finale ist gegen Hans Olaf Olstad. Hans Olaf schicke mich auf die rechte Bahn (was mir ganz recht ist). Der Start, bessere Reaktionszeit von mir mit 0,085 Sekunden, 60 Fuß 1.099 Sekunden. Das ist meine schnellste 60 Fuß Zeit überhaupt, PB!!! Die 1/8 Meile mit  4,412 Sekunden auf 167 mph und auf der 1/4 Meile  6,777 Sekunden auf 198 mph. So das ist erstmal geschafft, aber jetzt kommt der noch größere Brocken in Gestalt von Job Heezen. Ich habe schon am Samstagabend das Flowchart für Sonntag gesehen und festgestellt, dass die Chancen das Ding zu rocken sehr gut stehen.  Aber jetzt wieder zu unserem dicken Fisch Job Heezen, den es zu schlagen gilt. Wenn sein Bike richtig läuft wird das eine ganz enge Kiste, also alles rausholen was Mensch und Maschine hergeben. Am Start hatte ich eine noch bessere Reaktionszeit von 0,060 Sekunden. Aber da geht noch was. Ich fahre erneut auf der rechten Bahn, diesmal habe ich sie gewählt. In 1,106 Sekunden bei 60 Fuß, 1/8 Meile mit 4,365 Sekunden und 168 mph im Ziel dann 6,907 Sekunden mit 167 mph , bei dem Lauf habe ich nach 1000 Fuß zu gemacht um unser Material für das Finale zu schonen, da von Job nichts zu sehen und zu hören war. Er hat wieder Probleme mit seinem Motor. Die Freude ist natürlich groß, da wir zu diesem Zeitpunkt schon die Vize Europameisterschaft im Sack haben.

Siegerehrung

Als unserer Finalgegner feststeht war es fast klar, das unserem Sieg eigentlich nichts mehr im weg steht. Klar, man soll seine Gegner nie unterschätzen, aber gegen Trond Hoiberget sind die Chancen größer zu gewinnen als gegen Job. Die Crew hat beim Service noch einmal alles gegeben, so dass ja nichts mehr schief gehen kann. Also rein ins Finale. Ich habe mir wieder die rechte Bahn ausgesucht, da ich diese Bahn besser für unser Setup finde. Sie ist zwar nicht die beste im Auslauf, da geht es ganz schön zur Sache, gerade wenn man mit über 300 km/h durchs Ziel geht. Wir sind hier aber nicht bei wünsch dir was. Reaktionszeit von 0.054 Sekunden (eine meiner best RT’s), Trond hat auch eine 0,062 Sekunden Reaktionszeit.

Ich weiß das sind nicht die schnellsten Reaktionszeiten, aber auf einem Bike mit 400 kg Eigengewicht ist das alles nicht so einfach. Das merkt man spätestens wenn die 470 kg mit 350 km/h herunter gebremst werden wollen und die Strecke schnell ausgeht.

Bei 60 Fuß wieder eine 1.105 Sekunden (damit bin ich auch sehr zufrieden), 1/8 Meile mit  4,279 Sekunden auf 173 mph und 1/4 Meile mit 6,578 Sekunden auf 200 mph. Der Lauf ist für mich eigentlich unspektakulär, aber das sind dann eben die flottesten. Die Vibrationen des Bikes und das reinknallen in die Wheeliebar vom Start weg ist nicht ohne. Es kann schon manchmal unruhig werden wenn das Bike hoch und runter geht. Aber dies Mal hat alles gepasst. Wir sind natürlich hoch zufrieden mit unserer 6,57 Sekunden, da wir diese Zeit noch im letzten Lauf für diese Jahr bringen konnten, um vor allem uns zu zeigen, das noch mehr im Bike steckt, und wir wieder auf dem richtigen Setup Weg sind.

Nach dem Finallauf ist noch eine große Präsentation im Startbereich mit allen Gewinnern inklusive Interview. Das war sehr gut gemacht und ein super Abschluss des Rennens und der Saison.

Unseren Pokal für den Vize Europameister Titel und denn für den Sieg bei den Finals haben wir auch Standesgemäß entgegengenommen. Hier möchte ich micherstrmal ganz herzlich bei meiner Crew bedanken, die einen klasse Job gemacht hat. Ohne die Jungs geht gar nichts - großes Teamwork!

Natürlich möchte ich allen Sponsoren Danke sagen, ohne die natürlich auch nichts geht: Gremium MC, De Walt, G&R, Kade Oil, Bodyart Arafat, Big Cash Casino, Arno Hänsel, Different, Twin Service, Limitec GMBH, ABM, Lipo Tec + Huber Tec.

Ein ganz besonderes Dankeschön geht hier Mal an unsere Frauen, Familien und Freunde,

die uns so Tatkräftig unterstützen. Ihr seid spitze!

Und nächstes Jahr heißt es - „Operation Europameister 2013".

Gruß

Christian Jäger, Black Seven Nitro Racing”

Text Markus Münch,

Bilder Benni Voss

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